Flucht im Alter von 16 Jahren aus der DDR in die BRD
Der jüngste DDR-Zeitzeuge Stephan Giering zu Besuch an der IGS
Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit, Gewaltenteilung, Parteienpluralismus, freie Wahlen. Dorthin reisen, wo dein Herz dich treibt? Für uns sind es demokratische Freiheiten, die für die Bürger:innen der DDR damals keine Realität waren. Umso reizvoller wurde für sie der Westen, in dem den Bürger:innen alle demokratischen Freiheiten gewährt wurden und der Konsum keine Grenzen kannte.
So erging es auch Stephan Giering, der im Alter von 16 Jahren noch vor dem Fall der Mauer im Herbst 1989 ganz alleine aus der DDR in den Westen floh. Bereits als Jugendlicher geriet er als Herausgeber seiner eigenen Schüler:innenzeitung in Konflikt mit dem DDR-Regime und geriet in die Überwachung der Stasi. Als ihm dann Jahre später die Zulassung zum Abitur verwehrt wurde, entschloss er sich zur Flucht in die BRD. Einen Monat vor dem Mauerfall, im Oktober 1989, flüchtete er in seinen Herbstferien über die damalige Tschechoslowakei nach Ungarn, von dort aus über Österreich in die BRD.
Diese spannende Geschichte verdient es, Gehör zu finden. Catharina Lütjen, Geschichtslehrerin der IGS, stellte aus diesem Grund für die Geschichtskurse des 11. Jahrgangs den Kontakt her und lud Stephan Giering in die Schule ein.
Im Rahmen der Unterrichtseinheit „Die DDR – Von der Gründung bis zum Mauerfall 1989“ beschäftigten sich die Schüler:innen im Vorfeld unter verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten mit dem DDR-Regime. Darüber hinaus fand eine methodische Vorbereitung auf dieses Zeitzeug:innengespräch statt. Oral-History (wörtl. „mündliche Geschichte“) bezeichnet eine Methode im Geschichtsunterricht, bei der Informationen durch Befragung an den historischen Ereignissen direkt Beteiligten über historische Prozesse gewonnen werden sollen. Somit sollte durch das Zeitzeug:innengespräch den Schüler:innen ein ganz neuer Zugang zu den histporischen Ereignissen in der DDR ermöglicht werden und sie dadurch zu einer noch kritischeren Reflexion mit dem Thema befähigen.
Gekoppelt war dieses Zeitzeug:innengespräch an einen interaktiven Workshop zum Thema DDR, der von Dr. Vincent Regente von der Deutschen Gesellschaft e.V. geleitet wurde. Somit standen die Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Schulung des Demokratiebewusstseins in Form eines DDR-Projekttags für den gesamten 11. Jahrgang an diesem Tag im Zentrum.
Die Schüler:innen waren sehr begeistert, einen Einblick in die persönliche Lebensgeschichte von Stephan Giering in der DDR zu erhalten. Durch authentische Materialien aus seiner Kndheit, Jugend und Schulzeit untermalte er seine Fluchtgeschichte und ließ seine Berichte dadurch besonders authentisch wirken. Hierdurch regte er nicht nur während, sondern auch nach dem Austausch die Schüler:innen zu weiteren Diskussionen an.
Der Austausch mit DDR-Zeitzeug:innen soll zukünftig jährlich in Jahrgang 11 angeboten werden.